Rotzunge auf Empfehlung

28. August 2019

Der Butt, Kattrepel 2, 26441 Jever, Tel.: 04461 918 78 92, www.der-butt-fischrestaurant.de

Auf Empfehlung:
Echte Rotzunge, mit Greetsieler Krabben und Räucherspeck, dazu Bratkartoffeln und Gurkensalat
24,90 Euro

Wundervolle Rotzungen gab es im Butt in Jever. (Foto: Jesco von Moorhausen)

Das Fischrestaurant Der Butt ist in Jever schon lange bekannt. Es steht für frischen Fisch und gemütliche Atmosphäre, aber auch für gelegentliche Direktheit, wozu ich später noch kommen werde. Zusammen mit meiner Ehepartnerin möchten wir unseren Gutschein einlösen, den wir zu Weihnachten geschenkt bekommen haben. Und da wir an diesem Tag sowieso in Jever sind, passt das hervorragend. Wir entscheiden uns für die Sommerterrasse. Zum Glück sind wir frühzeitig dort, denn schnell füllt sich das Restaurant, so dass die ersten spontanen Gäste schon keinen Platz mehr bekommen. Das ist für einen Mittwochabend eine ziemlich gute Leistung für ein Restaurant. Sicher, Jever ist Urlaubsgebiet, aber Der Butt scheint einfach recht beliebt zu sein. Zugegeben, ich war schon zweimal im Vorfeld hier und hatte bis dato nichts an der Küche auszusetzen.

Die Servicekraft kommt an den Tisch und fragt gleich, ob wir Fisch mögen, denn sie hätte heute eine Empfehlung. Dazu sei gesagt, dass ich erstens eine Empfehlung in einem Restaurant sehr schätze, zweitens natürlich das Restaurant im Vorfeld wahrscheinlich an die Ware unter besonderen Umständen günstig herangekommen ist und jene natürlich jetzt verkaufen möchte. Daran ist absolut nichts auszusetzen. Und so bekam im Laufe des Abends natürlich jeder Tisch die gleiche Empfehlung – und zwar echte Rotzunge mit Greetsieler Krabben und Räucherspeck, dazu Bratkartoffeln und selbstgemachten Gurkensalat. Das hört sich gut an, denke ich mir, und bestelle das Gericht. Meine Partnerin ebenso.

Während wir auf das Essen warten, ich genüsslich an meinem Jever vom Fass schlürfe, lausche ich an den anderen Tischen. Wie bereits erwähnt, wird dieses Gericht jedem Tisch vorgeschlagen, nur einmal geht mir das etwas zu weit, denn es wird behauptet, dass die Rotzunge noch edler als die Seezunge ist. Das ist schlichtweg falsch. Aber wollen wir mal dem Restaurant zu Gute halten, dass es ja auch verkaufen will. Frischen Fisch in der Gastronomie anzubieten und dann auch noch die verschiedensten Sorten ist finanziell ein enormer Aufwand. Rotzunge ist nunmal teurer als 500 Gramm Schweinehack.

Das Essen wird nach einer angenehmen Wartezeit serviert. Sechs, ja wirklich sechs Rotzungen, mehliert und goldbraun gebraten sind wundervoll auf einer silbernen Platte angerichtet. Das ist doch etwas für das Auge. Nur wer soll das alles essen? Da kommen die Bratkartoffeln und da ist auch noch der Gurkensalat. Zuvor gab es auch noch einen Gruß aus der Küche mit leider etwas sehr trockenem Baguettebrot aber einem leckeren, frischen Dip. Also ran ans Werk, denn das Aussehen kann ja auch etwas vortäuschen. Zunächst fällt auf, dass die Rotzungen wirklich hervorragend zubereitet sind. Nirgends platzt irgendwo etwas von der knusprigen Mehlierung ab. Ohne Weiteres lässt sich das weiße Fleisch von der Mittelgräte entfernen. Zuvor wurde uns noch gesagt, dass die Außengräten, also der Kranz vom Fisch entfernt wurde, so dass man keine Gräten pulen muss. Bei der ersten Rotzunge, die ich mir auf den Teller lege, ist das tatsächlich auch so. Bei den folgenden Fischen ist es leider nicht so gut gelungen. Immer wieder fische ich im Mund nach kurzen Grätenresten, die beim Abschneiden des Kranzes übrig blieben. Geschmacklich aber einwandfrei. Die Rotzunge schmeckt hervorragend. Auch der Garzeitpunkt ist exakt getroffen. So landen schlussendlich vier Rotzungen in meinem Magen, der danach wirklich voll ist. Schade um die Bratkartoffeln, von denen ich nur einen kleinen Teil essen konnte, da ich einfach satt war. Jene waren nämlich wunderbar knusprig gebraten und schmeckten sehr gut. Der Gurkensalat hingegen hätte meiner Meinung nach mehr Pfiff vertragen. Aber er war in Ordnung. Ich mag es einfach gerne, wenn man mich kulinarisch überrascht und nicht immer nach dem Lehrbuch geht. Aber ist ja auch nicht weiter wichtig, da ich mich sowieso ja nur auf die Rotzunge gestürzt habe. Dennoch hätten zwei Rotzungen pro Person wirklich ausgereicht.

Ja, lieber Butt, das war wirklich wieder einmal sehr lecker bei euch, auch wenn hier und da einiges zu verbessern wäre. Aber um das, worum es mir persönlich hauptsächlich geht, ist natürlich der Geschmack. Und die Rotzungen waren wirklich sehr lecker. Da wollen wir einmal das vermeidbare Grätenpulen nicht allzu sehr in den Vordergrund heben. Aber kommen wir noch zu der ganz speziellen Art und Weise einiger Servicemitarbeiter im Butt zu sprechen. Norddeutsch, direkt, manchmal etwas kühl und eben ohne ein Blatt vor dem Mund, so geht es eben hier oben zu. Ich kann da gut mit umgehen, nein, ich fühle mich sogar dabei wohl, aber nicht jeder ist davon angetan. So fing es gegen Ende unseren Besuches etwas, wirklich nur ganz wenig an zu tröpfeln. Am Nachbartisch brach deswegen bereits die Panik aus, da man unbedingt noch bezahlen wollte. Deswegen schrie ein Gast quer über die Terrasse, dass er gerne sofort bezahlen müsse, aber in einem recht unfreundlichen Ton und in einer nicht gerade passenden Wortwahl. Die Bedienung, erwiderte nur, dass sie gleich zum Tisch kommen würde, den ihr Kollege aber abrechnet. Sie drehte sich um und rief mit ironischer Stimme in das Restaurant für jeden deutlich zu hören hinein, dass der Tisch bitte augenblicklich bezahlen müsse. Darüber regte sich natürlich wieder die Frau am Tisch auf. Die ganze Sache verblasste aber recht schnell. Ich persönlich fand die Reaktion der Bedienung gut, denn leider denken Gäste hin und wieder, dass sie sich alles heraus nehmen können. Im Butt sind sie da an der falschen Adresse. Wer aber guten Fisch essen möchte, sollte sich den Butt in Jever auf jeden Fall merken.